2016-10-14

Jugendliches Engagement 2.0 – Nach der Schule zur re:publica

Auf der re:publica TEN waren Die Bösen Wölfe in Aktion: Drei Tage lang berichteten drei Kamerateams mit zehn Kindern und Jugendlichen mit Mikrofon und Kamera, angeleitet von Erwachsenen, vom Event und erstellten Video-Interviews. Ein Erfahrungsbericht mit den Kids.

Eigentlich waren wir vor der re:publica ein bisschen voreingenommen. Wir, das heißt die Erwachsenen bei den Bösen Wölfen, denn die Kinder und Jugendlichen waren sofort Feuer und Flamme. Super, wir wollen hin, haben sie gesagt. Auch wenn die Bundeskanzlerin ausgerechnet die re:publica-Woche ausgesucht hatte, um dem Französischen Gymnasium einen langen Besuch samt Selfies, persönlichen Begegnungen und ausgiebigen Diskussionen abzustatten. Das, was in der Station-Berlin passierte, war spannender.

Tag 2: Chloé, 15: "Als ich in die Schule am Morgen darauf zurückkehrte, kam es mir komisch vor, wie irreal. Ich war in dieser Welt der neuen Technologien gewesen und plötzlich beim Geschichtsunterricht erzählt der Lehrer irgendetwas vom Wiener Kongress, von Königen und Fürsten, und es ist dir irgendwie egal, weil du das Gefühl hast, er versteht nicht, was in Wirklichkeit passiert, und du wirst wieder diese Welt betreten, von der du vorher nicht wusstest, dass es sie überhaupt gibt, weil du immer gedacht hast, sie sitzen zu Hause allein vor ihrem Computer, die kommunizieren gar nicht miteinander. Und jetzt siehst du, dass sie sich wirklich begegnen. Das war etwas, was ich noch nicht erlebt hatte."

Wolf Leopold, 16 Jahre: "Eine Konferenz ? Nein, eher ein Musik-Festival. Ich dachte, es wäre eine sehr karierte Veranstaltung, vielleicht mit Schlips, aber im Endeffekt war es sehr informell, wie es stattgefunden hat. Das lässt viel Platz für Kreativität."

Wo bleibt das Internet dabei, wo bleiben die digitalen Medien? Das Erfolgsgeheimnis der re:publica liegt vielleicht darin:

Chloé, 15: "Bei der re:publica wurde man einfach aufgenommen, egal ob man technologische Kenntnisse hatte oder nicht. So hatten wir das Gefühl, ein Teil des Ganzen zu sein. Viele engagieren sich in sozialen Bereichen und nutzen das Internet, um etwas in der 'realen' Welt zu verändern."

 

Das war ja unsere Hauptfrage: Reale versus virtuelle Welt? Oder, wie die 6-KlässlerInnen bald sagten: "Sind Offline-Leben und Online-Leben Gegensätze?" Nein, offenbar nicht.

Meint ihr, dass Internet Engagement fördert oder im Wege steht? Eine der Standardantworten, wie die von Leila, 21, Besucherin der re.publica: "Internet ist nur ein neuer Kanal, worüber es laufen kann." Es steht für das reale Leben und alles, was es einbezieht: Engagement, Kunst, Politik, Schule, Arbeit.

Alina, 21: "Alle BesucherInnen und SpeakerInnen waren natürlich sehr positiv dem Internet gegenüber eingestellt."

Tenor war auf dem Event, dass man nicht zwischen Engagement im realen Leben und online trennen kann. Vielleicht muss es auch keine Unterscheidung mehr geben.

Clara, 16: "Ich habe mit vielen verschiedenen Personen aus verschiedenen Bereichen mit sehr verschiedenen Meinungen auf der re:publica geredet. Aber trotz der ganzen Unterschiede waren alle sehr offen und freundlich und haben einander respektiert. Die Vorträge waren auch alle sehr bereichernd, weil sie von Sachen handelten, die uns alle etwas angingen."

Emmanuelle (15) ergänzt: "Auch die ganzen Stände waren sehr interessant. Da gab es viele Gadgets, die ich schon lange ausprobieren wollte, und Sachen, von denen ich noch nie gehört habe und die ich entdecken konnte, zum Beispiel Kekse, die munter machen oder Filmvorführungen in Virtual Reality."

Übrigens, am letzten Mai-Wochenende fand die TINCON, die re:publica der 13-21-Jährigen, statt. Die Bösen Wölfe waren auch dabei. Wir fragten uns, ob die jugendlichen BesucherInnen der TINCON kritischer gegenüber dem Internet als die der re:publica eingestellt sind? Erfahrt die Antworten auf unserer Website.

Schaut euch die Video-Interviews der Bösen Wölfe von der re:publica an, darunter etwa:
Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles: Wichtiger als Kohle ist Zeit beim Engagement
Richter Thomas Fischer: Ich glaube nicht, dass man mit Internet mehr Hunde spazieren führt
Youtuber manniac: Kurz einen Tweet absetzen reicht nicht
Last guest: Sich jeden Tag etwas vornehmen ist Engagement
Bloggerin und Modedesignerin Melissa Lee: Ich finde Internet ist ein Menschenrecht!
re:publica-Leitwolf Johnny Hauesler: Wir sollten zeigen, wer die Nicht-Doofen sind...
Laila, Nele und Marlene aus Berlin: Etwas mehr als das, was man tun müsste...

Fotos: Emmanuelle Denove, Ole Thomas, Christiane Baumann